UEFA CUP Halbfinale 2008 in St. Petersburg

 

10. April 08, Getafe CF - FCB, 114. Minute, 1:3 aus bayerischer Sicht (gegen 10 !! Spanier), das war´s, keiner glaubt mehr dran. Haken dran, an die UEFA-Cup-Saison 07/08.
Aber Olli und Luca glaubten noch dran und machten, mit tatkräftiger Unterstützung von Getafe Schlussmann Abbondanzieri, das Unmögliche möglich. Dieses denkwürdige Spiel lieferte die Legitimation und Motivation für unseren Ausflug nach St. Petersburg.
Siegessicher und gut vorbereitet machte sich am 30. April eine Delegation von acht Red Bulls auf den Weg nach Rossija. Geflogen wurde mit der gleichnamigen Fluglinie, die uns vorher unbekannt war und unser KGB-Überwachungsgefühl, das uns seit der Visa-Beantragung beschlich, weiter verstärkte. Bevor wir aber das Rossija-Flugobjekt bestiegen, gondelten wir mit urbayerischer Gemütlichkeit in einem von Ralf Schuster organisiertem Kleinbus zum Flughafen Franz-Josef-Strauß. Dort gings urbayerisch weiter mit Weißwurstfrühstück und Last-Minute-Shopping. Nebenbei wurden noch einige russische Zollformulare ausgefüllt, die das KGB-Gefühl wieder aufleben ließ, aber unsere bayerische Gemütlichkeit nicht wirklich stören konnte. Eingestellt auf einen verlängerten russischen Winter schleppten wir einiges an Gepäck mit uns, das sich als völlig überflüssig erwies, da uns in Petersburg strahlender Sonnenschein und 25 Grad empfingen. Diese Fehleinschätzung der russischen Verhältnisse (was nicht die einzige bleiben sollte) machte unseren Weg vom Flughafen zum Hotel zum Abenteuertrip. Zuerst pressten wir uns ein indisch anmutendes Sammeltaxi in dem der Rubel nicht rollte, sondern flog. Voller kann ein solches Gefährt in Kalkutta auch nicht sein, war die übereinstimmende Meinung. Übergrößenkoffer sind bei einer solchen Fahrt nicht zu empfehlen, wie wir feststellen mussten. Übergrößenkoffer verursachen auch Penalties in der Metro, wenn man unbedarfter westlicher Tourist ist. Tom Heigl und Karlheinz Schießl können ein Lied davon singen. Die scharf bewachten Metro-Stationen füllen die Staats- (oder vielleicht auch andere) kassen nicht nur mit Übergepäckpenalties. Auch strengstes Fotografierverbot bringt ein paar zusätzliche Rubel in die Kassen. Derart gestresst und durchgeschwitzt schleppten wir uns zum Hotel. Glücklicherweise befand sich um die Ecke auf dem Platz des Aufstandes eine optimal zu uns passende Erfrischungsmöglichkeit mit breitem Getränkeangebot und klasse Aus- und Einblicken auf/in das Petersburger Straßenleben, das durch hochhackig beschuhte Damen in Presswurstkleidung geprägt wird. Man/frau stellt gerne aus in Rossija und zeigt deutlich was man/frau hat. Duschen können wir später war die Devise. Sonnenbrille war angesagt, da die Gefahr des Augenkrebses deutlich erhöht war. Die Frage der Stammkneipe war also frühzeitig und eindeutig geklärt, was uns ein Gefühl der Sicherheit bescherte und das KGB-Gefühl der Anreise schnell verblassen ließ.
Ja, ahem, ja, sonst – was war sonst? – viel Kultur, Sonne, Bier, Touri-Herrlichkeit mit Bootsfahrt etc., viel Spaß und Kameradschaft, ernste, tiefschürfende, lange FCB-Fachgespräche auf hohem Niveau. Knüpfen von internationalen Fanfreundschaften war noch ein wichtiger Punkt. Hier zeigte Harry Grashuber, perfekt assistiert von Tom Heigl, sein außerordentliches Naturtalent, die Red Bulls diplomatisch auf jedem Parkett optimal zu repräsentieren. Wirklich zu empfehlen, dieses Petersburg. Schaut´s euch die Fotos an und ihr wisst´s wos I moan. Undeutlich kann ich mich auch noch ein Fußballspiel mit verstärktem KGB-Feeling erinnern. Sogar drei Eintrittskarten und einen Geldbeutel ham´s uns in der Metro geklaut. Aber vielleicht war´s auch nur ein schlechter Traum. Hängen bleiben ja immer nur die positiven Dinge, und das ist gut so. Eigentlich wollten wir anschließend noch nach Manchester reisen, was aber nicht zustande kam.

Bericht von Thomas Heuwieser (einer von acht Red Bulls in Petersburg)